Laudatio

Laudatio anlässlich der Vernissage

am Donnerstag, 5. August 2004, 19.30 Uhr

Gutshaus Glinde

 

von Ulrich Hoffmann, Journalist und Autor in Hamburg

 

 

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

ich heiße Sie herzlich willkommen zur Vernissage der Malerin und Autorin Ulrike Nachlik und freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen. Sie zeigen der Künstlerin damit an, dass sie in den Jahren ihres Schaffens eine öffentliche Bedeutung in der allgemeinen Kunstszene erlangt hat.

   Nach vielen Ausstellungen, unter anderem in Hamburg, Lübeck, Bremen und Hannover ist das nun das zweite Mal, dass die Künstlerin in Glinde ausstellt. Das erste Mal konnte man ihre Arbeiten im Rahmen der 9. Internationalen Ausstellung Form(art)zu sehen bekommen und jetzt in diesen schönen Räumen im Gutshaus Glinde. Insofern möchten wir uns auch bei der Vorrednerin bedanken, die für die Organisation der Räume verantwortlich ist und diese Ausstellung in der hier vorliegenden Form ermöglicht hat.

   Die Malerin und Autorin Ulrike Nachlik wurde schon in ihrer Jugend, also in den Fünfzigern, in der Schweiz zur Malerei angeregt durch ihren Vater, der als Maler einen erheblichen Teil der elterlichen Wohnung mit seinen Bildern, Staffeleien, Malleuchten und sonstigen Malutensilien in Beschlag nahm, so dass die Künstlerin schon als Kind ständig von dem Geruch der Malerei umgeben war. Trotzdem hat es danach eine ganze Zeit gedauert, bis sie dem Pfad des Vaters folgte. Erst nach einer anderweitigen beruflichen Ausbildung und Tätigkeit hat sie dann begonnen, ihre ersten Bilder zu malen. Mehrere Lehrer hat sie im Laufe der Zeit aufgesucht und durch diese eine fundierte Ausbildung erhalten. Zu nennen sind der Ägypter Yasser Shehata/Hamburg und weiterführend Axel Strothmann/Kappeln, Minko Mitchev/Gehrden, Uwe Fehrmann/Hamburg und Michael Haussmann/München.

   Bis zum heutigen Tage hat die Künstlerin nunmehr ein beträchtliches Gesamtwerk geschaffen, wie Sie auch dieser Ausstellung entnehmen können. Natürlich kann in jeder Ausstellung immer nur ein Teil der Werke vorgestellt werden.

   Dass die Künstlerin sich auch als Autorin in Geschichten, Kurzgeschichten und Gedichten engagiert, ist aus der nächsten elterlichen Familie nicht abzuleiten. Sehr wohl kann aber ein Einfluss durch den bekannten hamburger Dichter und Dramatiker Hans Henny Jahnn angenommen werden, welcher der Familie verwandschaftlich, mütterlicherseits, sehr nahe stand. Von dem Vater jedenfalls stammen die schriftstellerischen Ambitionen kaum, denn, so geht die Geschichte, hatte Hans Henny Jahnn diesen in der Sauna mitunter über griechische Mythologie erzählend belehrt, wie es so seine Art war, und ihn auf dem Nachhauseweg freundschaftlich in den Hintern getreten, wenn er das Gesagte nicht wiederholen konnte.

   Die Künstlerin Ulrike Nachlik hat sich nie auf eine spezielle Maltechnik beschränken lassen. So finden sie Werke in Aquarell, Gouache und Acryl, aber auch in Öl, Kreide und Bleistift. Sicher sind die Bilder auch durch ihre verschiedenen Lehrer beeinflusst, bei denen sie im Laufe der Zeit gearbeitet hat. Auch einem einheitlichen Malstil, als einem erkennbaren Markenzeichen, hat sie sich nicht verschrieben, sondern sich in immer neuer Kreativität die Freiheit genommen, Stil und Technik jeweils nach ihrer augenblicklichen inneren Stimmung zu wählen, die sie dann durch Gestaltung und farbliche Abläufe zum Ausdruck brachte. Stimmungen werden Sie eine ganze Spannungsbreite sowohl in ihren Bildern als auch in ihren schriftstellerischen Werken finden, welche Ihnen hoffentlich viele lebendige Eindrücke und Anregungen vermitteln.

   Die unterschiedlichen Malstile lehnen sich an unterschiedliche Kunstepochen an. Die allgemein gegenständlichen Bilder und Porträts beziehen sich dabei oft auf ganz persönliche Lebensumstände und Erlebnisse der Malerin. Andererseits finden Sie Bilder, welche sich ausschließlich in Farb- und Formgestaltung ergehen und in die Richtung des abstrakten Expressionismus tendieren. Andere Bilder wiederum vermitteln einen intensiven, traumartigen Eindruck, welcher den Betrachter eine Berührung mit dem Unterbewussten spüren lässt und Anklänge an den Surrealismus vermitteln.

   Obwohl die Künstlerin den Standpunkt vertritt, Bilder sollten ohne Erklärung unmittelbar auf den Betrachter wirken, hat sie sich doch dazu bewegen lassen, die Bilder wenigstens mit Titeln zu versehen. Das vereitelt zum Teil ihre gezielte Idee, dass die Betrachter in völliger Freiheit von jeglicher verbalen oder textlichen Beeinflussung ihre eigenen Projektionen und Wahrnehmungen an den Werken erleben sollen. Insbesondere beschleicht die Künstlerin offensichtlich ein Unbehagen bei der Frage: „Was hat sich die Künstlerin dabei gedacht?“ Denn oft hat sie gar nichts dabei gedacht, das man in Worte fassen könnte, so dass nur die Sprache der direkten Wahrnehmung gelten kann, die vor allen Worten kommt. So ersuche ich Sie: „Stellen Sie ihr nicht unbedingt gerade diese Frage!“ Eine Verschiebung der Erfahrungsebene von der direkten Wahrnehmung hin zur Begriffsinterpretation empfindet sie im Wesentlichen als Störung, zumal, wie sie sagt, sowohl die Wahrnehmung als auch die Begriffsinterpretation, und das auch nach ausführlicher Erklärung des Bildes, bei der Künstlerin und dem Betrachter doch letztenendes verschieden bleiben. Insofern ist sie sowohl formalistischen Bilderklärungen als auch Stileinordnungen, im Sinne von Ablegen der Werke in geistige Schubladen, gegenüber eher abgeneigt und interessiert sich mehr dafür, was den Betrachter unvoreingenommen an den Bildern und auch an einzelnen Bilddetails beeindruckt und zu eigenen Gedanken anregt. Etliche Bildinhalte stammen aus dem ganz persönlichen Leben und Erleben der Künstlerin und können vom außenstehenden Betrachter ohnehin nur nach der Ausstrahlung und anhand eigener Vorstellungen bemessen werden.

   Als Malerin und Autorin ist die Künstlerin Mitglied im Werkkreis Literatur in München, in der Kunstgemeinschaft 3FORMARTe und in der Kunstgemeinschaft Riepenburg.

   Dass die Räume erst nach den einleitenden Wortbeiträgen geöffnet werden, hat einen besonderen Grund. Die Künstlerin zeigt nicht nur ihre Bilder, sondern hat auch Personen bestellt, welche ganz beiläufig im Hintergrund ihre Gedichte und Geschichten begleitend vorlesen werden. Die Künstlerin möchte die Fülle ihres Schaffens dadurch zum Ausdruck bringen, das dem Besucher sowohl das optische als auch das akustische Erlebnis gleichzeitig als Gesamtwert dargestellt wird. Lauschen Sie also ungebunden den Rezitatoren Horst Fischer, Holger Düwel und Michael Kröger, während sie die Ausstellungsräume betreten.

   Auf dem Tisch im ersten Zimmer werden sie kleine Heftchen vorfinden, mit einer Geschichte über „Jan“, welche die Künstlerin und Autorin Ulrike Nachlik zum Abschluss vortragen wird. Sie dürfen es gerne als Andenken an den heutigen Abend mit nach Hause nehmen.

   Getränke werden ebenfalls in den Ausstellungsräumen gereicht.

 

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

 

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